7 Fragen an die Gründer von Limoment
„Starten und Netzwerken. Einfach machen.“
– nur einer von vielen Tipps, die Janosch Kriesten von Limoment, ehemals Trendbrause, für euch parat hat. Aus einer „Schnapsidee“ (sagt Janosch selber über die ersten Gedanken zu seiner Idee) wurde Trendbrause, eine Limonade mit hohem Fruchtanteil ohne Zusatz von Zucker. Die Entstehungsgeschichte der Limonade ist umso spannender, weil sie aus vielen Zufällen, günstigen Umständen und viel Spaß am Ausprobieren gekennzeichnet ist. Neben Janosch Kriesten gehören noch Moritz Kinder, Kim Marcel Czesna und Philip Marsell zu Limoment – und ein großer Freundeskreis, denn hier ist man offen für Anregungen, Mitmachen und Ausprobieren. Dazu aber mehr im Interview.
Ich habe mich mit Janosch über das Gründen, Herausforderungen und Chancen, den Standort Bielefeld und mögliche Entwicklungen unterhalten und über Einiges mehr: Vor einigen Wochen ist Trendbrause zu Limoment geworden – ein Umstand, den ich natürlich nicht unerwähnt lassen konnte, als ich Janosch bei mir im Studio hatte. Da die Fragen zum Relaunch an unserem Fragebogen vorbei gingen, gibt es die Informationen zu den aktuellen Entwicklungen bei Limoment ausschließlich in der Version zum Hören.
Das komplette Interview vom 27. Oktober 2015 / 25. Mai 2016 gibt es hier als Podcast, die (deutlich) gekürzte Fassung könnt ihr im Artikel nachlesen.
1. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Brause bzw. Limonade zu verkaufen?
Ich habe eigentlich gar nichts mit Getränken zu tun, komme aus einem ganz anderen Bereich. Ich hatte grundsätzlich die Idee, weil ich keinen Alkohol trinke. Daher war ich auf Schorlen und Limonaden angewiesen und wollte gern etwas haben, das ohne Zucker ist. Eine regionale Limonade mit einem hohen Fruchtanteil – das war grundsätzlich die Idee. Und diese Idee hat ein Freund von mir aufgeschnappt, der selber Moster ist, der also selber Säfte herstellt. Und der meinte „Warum probierst du es nicht mal aus, was brauchst du?“. Daraufhin hat er mir alles zur Verfügung gestellt: Säfte und Kontakte zu Aromen-Herstellern. Und dann haben wir auf einmal Proben zugeschickt bekommen, ganz ohne Geld in die Hand zu nehmen. Wir hatten Säfte, wir hatten Proben von Extrakten und Aromen, jetzt fehlten nur noch die Geräte, also Laborbedarf. Glücklicherweise ist mein Vater Lebensmitteltechnologe; er hatte die Möglichkeit, uns Laborbedarf zur Verfügung zu stellen bzw. kannte Stellen, wo man anfragen konnte um so etwas zu kriegen. Dementsprechend: Laborbedarf auch umsonst gekriegt bzw. zusammengesucht.
Und dann haben wir einfach angefangen. Rumprobiert, auf Partys mitgenommen und dann haben wir das im Freundeskreis das erste Mal zum Probieren gegeben, bis es dann dazu gekommen ist, dass wir gesagt haben: „Ok, einmal für den Freundeskreis abfüllen sollten wir mal machen. Wenn wir schon so viel rumprobiert haben – umsonst. Jeder wirft Geld in den Topf und dann kann jeder mal probieren bzw. hat seine eigene Flasche in der Hand“.
2. Was zeichnet Limoment aus?
Erstens natürlich, wenn man mal vom Produkt ausgeht, ein hoher Saftanteil. Dementsprechend keine langweilige Schorle, sondern spannend wie eine Limonade. Aber eben ohne Zuckerzusatz: Es ist ein großer Apfel drin; also es ist so, als würde ich einen großen Apfel essen, aber habe halt das Erlebnis wie bei einer Limonade. Und es ist ein Produkt, das riecht. Das heißt: Ich mache die Flasche auf und der ganze Raum riecht entweder nach Minze oder Rose.
Und die Personen, die dahinter stehen: Wir sagen gar nicht, dass wir vier das machen, sondern das ist ein großer Freundeskreis, der immer größer wird. Das heißt, jeder hat die Möglichkeit mitzumachen. Wir haben einige Leute, die im Hintergrund mitmachen, die immer mehr reinrutschen, Fähigkeiten mitbringen, durch rumprobieren. Man kann also ganz nah an diesem Produkt dran sein: Jeder der mitmachen möchte, der Ideen hat, der irgendetwas ausprobieren möchte, kann zu uns kommen. Wir machen so etwas gerne, wir probieren viel rum. Und wir sagen: Warum sollen wir so starr weitermachen, wir wollen mehr Transparenz reinbringen. Jeder kann uns kennenlernen, kann mitmachen und Spaß haben.
3. Was war für euch bislang die größte Herausforderung?
Die allergrößte Herausforderung kommt jetzt erst. Wir gehen gerade diesen nächsten Step, zu gucken: Wirft es so viel ab, das man davon auch leben kann? Und das ist ganz, ganz entscheidend; da rechnet man sehr viel, guckt sehr viel. Wo möchte man hin? Man möchte trotzdem seine Marke erhalten. Das sind Schwierigkeiten, da auf nen grünen Zweig zu kommen ist gar nicht so einfach, denn im Hintergrund laufen gerade sehr viele Sachen. Und es geht gerade auch über die Stadt bzw. über OWL hinaus und das ist gerade ein ganz großer Knackpunkt, wo ganz viel Ungewissheit ist.
4.Warum seid ihr hier in Bielefeld/OWL geblieben (und nicht z.B. ins trendige Berlin gegangen)?
Erst einmal: Heimat. Weil man hier herkommt, dementsprechend Leute kennt, gute Kontakte hat, und mit den Leuten, mit denen man zusammenarbeitet einfach auch gut zusammenarbeiten kann. Das heißt, wenn ich jetzt nach Berlin gehen würde, müsste ich mich da neu reinfuchsen, müsste die Menschen kennenlernen. Die Menschen sind von der Art ganz anders, muss man ganz klar sagen.
Und die Region an sich bietet halt sehr, sehr viel für neue Sachen. Wenn ich jetzt ein neues Getränk in Berlin machen würde, würde das keinen interessieren. Ich bin in OWL, mache ein neues Getränk, sämtliche Leute interessiert es, es wird medial auch ganz anders aufgenommen. Wenn man dann aber dazu kommt, mit der Gastronomie zu sprechen oder mit Leuten zu sprechen, dass sie es in den Handel aufnehmen, dann wäre ich wieder lieber in Berlin.
5. Was würdest du Gründern speziell hier in Bielefeld/OWL raten, wenn sie ein Startup aufbauen wollen?
Mit der Idee nicht zurückzuhalten, sondern vielen Leuten davon zu erzählen. Zu Veranstaltungen gehen wo andere Gründer sind bzw. auch zu Veranstaltungen gehen, wo man auch Leute aus dem Fach trifft, die schon mehrere Jahre dabei sind, um einfach einen Austausch zu kriegen und einige Fehler gar nicht machen zu müssen. Sondern einfach zu sagen „Den Fehler hat der schon gemacht, aber der hat einen guten Tipp für mich, dass ich den Fehler nicht mache“.
Und das bildet sich gerade so ein bisschen hier in Bielefeld, das fehlte noch lange Zeit und da haben die großen Städte Vorteile, weil sie da alle auf einem Haufen sitzen und sich austauschen können. Das sieht man auch an den Statistiken, dass die Unternehmer in Großstädten länger halten als auf dem Lande. Hier auf dem Lande werden viele Unternehmen gegründet, die sehr gut sind, die sehr spannend sind. Die würden in der Großstadt funktionieren, weil sie weniger Fahler machen würden. Dementsprechend ist es wichtig – und das freut mich grad, das kann man nur unterstützen – mehr Gründer zusammen zu holen, Austausch zu fördern und gemeinsam und gestärkt da rauszugehen.
6. Wenn du einen Wunsch für Bielefeld frei hättest – was würdest du verändern?
Es fällt mir immer wieder auf, dass wir hier viele große Unternehmen haben, die sehr verschlossen sind. Ich würde mir wünschen, dass sie sich mehr öffnen, um innovative und junge Menschen auch hier zu halten. Einfach auch mal wieder auf ne menschliche Ebene zu kommen und nicht immer auf Hierarchien zurückzukommen und strikt auf finanzielle Sachen zu achten. Weil: Warum wird die menschliche Komponente nicht auch als Kapital gesehen? Das ist so ein Ansatz, der kommt aus meiner Historie, das ist das, wo ich herkomme, als Erzieher. Und ich bringe gerade diese zwei Parts zusammen, Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit. Das zusammenzuwerfen in einen Topf und zu gucken, was kann man da Spannendes draus machen, um mal wieder die Menschlichkeit zurückzuholen.
7. Wo siehst du Limoment in 5 Jahren?
Auf jeden Fall wird man es in ganz Deutschland bekommen. Das wird wahrscheinlich auch noch schneller gehen als fünf Jahre. Vielleicht sogar eine Ebene weiter: Es wird um Einiges mehr Produkte geben, es sind ganz viele interessante Produkte gerade in der Pipeline, wo wir noch im Hintergrund mit anderen Leuten im Gespräch sind. Vielleicht auch über die Grenzen hinaus. Nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit.
Danke an Hertz 87.9 – Campusradio für Bielefeld für die freundliche Unterstützung und die Erlaubnis zur Nutzung der Studiotechnik!
Schönes Projekt, ich finde es immer gut, wenn man heimatverbunden die Wirtschaft stärkt. Ich hoffe, das klappt alles so wie sie sich das vorstellen.
Wow. Respekt und viel Glück schonmal. Ohne Kontakte geht halt wirklich nichts 😀
Viel Glück bei eurem Vorhaben!