Are you fit for Change? Rückblick Pioneers Talk
Schon länger war ich nicht mehr aktiv bei einem der vielen Vorträge und Veranstaltungen rund ums Gründen in Bielefeld dabei – mir fehlte einfach die Zeit. Und Zeit ist auch eines der Kernthemen an diesem Abend beim Pioneers Talk. Denn vieles dreht sich heute darum, wie wir unsere Zeit verbringen wollen. Welchen Aktivitäten wir Priorität einräumen – ob Arbeit, Vorträge, Netzwerk-Veranstaltungen, Freunde und Hobbys oder eben Sport.
Der Pioneers Talk wollte sich dem Thema widmen, wie digitaler Wandel und Fitness zusammenhängen. Darüber diskutierten Emanuele Greco, Gründer und Geschäftsführer von Therapie&Sport Greco und Sebastian Borek, Mitgründer und Geschäftsführer der Founders Foundation gGmbH. Schlagwörter an diesem Abend: Digitalisierung, New Work, Arbeiten 4.0 und natürlich Work-Life Balance. Wobei dieser Begriff in meinen Augen dringend eine Ablösung braucht. Aber zurück zum Abend:
Warum ist das überhaupt ein Thema?
Sollte man nicht meinen, dass wir heute in einer Welt leben, in der genug Informationen leicht verfügbar sind und dass wir uns ohne große Hürden alles erarbeiten können? Sind die Themen geistige und körperliche Fitness, gesunde Ernährung, die Wichtigkeit von sozialen Kontakten und einem Ausgleich zur Arbeit nicht sowieso omnipräsent?
In der Founders Foundation beobachtet man wohl gerade bei Startups und Gründern, dass das Gründen nicht unbedingt zu einer verbesserten Fitness führt – und die wird doch so dringend benötigt. Im Teaser zur Veranstaltung heißt es: „Die Founders Foundation ist mit ihrem Gründer-Ausbildungsprogramm jetzt in das 3. Jahr gestartet und hat bis heute ganze 17 Startups mit einer Durchschnitts-Teamgröße von 3 Gründenden betreut. In dieser Zeit ist aber auch vor allem das Gewicht der Gründer in die Höhe geschossen, doch woran liegt das?“
Ich verrate wohl nicht zu viel, dass auch hier wieder der Faktor Zeit eine Rolle spielt. Und dass unsere Jobs, in denen wir uns immer weniger bewegen müssen, nicht gerade auf unser Fitness-Konto einzahlen, ist sicher auch klar.
Ich habe keine Zeit!
Gründer und Startups haben vielleicht noch mehr als Angestellte die Idee: „Ich hab noch Zeit, jetzt gerade hat das Business Priorität, um meine Gesundheit kümmere ich mich später.“ Die Ziele liegen dann einfach woanders und eine Gewichtszunahme wird möglicherweise als notwendiges Übel angesehen. Emanuele meint, dass diese Haltung zu kurz gedacht ist, denn „die Rechnung kriegen wir später in Form von Krankheiten und Haltungsschäden.“
Sebastian Borek führt durch diesen Abend, denn er kann aus eigener Perspektive berichten, welchen Einfluss körperliche Fitness auf die Arbeit hat. Über einen Gutschein von seiner Frau kam er zum Personal Training und ist überzeugt, dass sich seine verbesserte Fitness nicht nur auf seine Gesundheit, sondern auch auf seine Arbeit auswirkt. Seine Idee: „Man kann doch kein agiles Projektmanagement machen, wenn man körperlich eben nicht agil ist.“
Die gute Nachricht: Es ist genug Zeit da.
Es braucht gar nicht viel
Sebastian und Emanuele sprechen darüber, wie man am besten anfängt mit der Fitness. Und auch darüber, dass alles Training nichts nützt, wenn man seine Ernährung nicht umstellt. Denn: Abnehmen funktioniert zu 70% über die Ernährung.
Alles nichts Neues, aber natürlich eine wichtige Botschaft an alle, die das Zeit-Argument nutzen: Es braucht gar nicht viel. Schon 2 x 30 Minuten Training pro Woche haben einen spürbaren positiven Effekt auf unsere Fitness. Und die sollte sich doch jeder einräumen können, oder?
Klar, wenn die Routine erst einmal da ist und Sport zu einem festen Bestandteil des Alltags geworden ist, ist es nicht mehr schwer. Dann macht man abends eben noch ein paar Kniebeugen, anstatt sich aufs Sofa zu legen. Und sicher: Wenn die Umstellung erst geschafft ist, essen wir auch mehr Gemüse und Proteine anstatt leere Kohlenhydrate.
Hier greift mir der Talk allerdings zu kurz: Was sind denn niedrigschwellige Sport-Angebote, die uns dabei helfen, dranzubleiben? Was sind Tricks, die wir schnell und einfach umsetzen können? Es hat doch einen Grund, warum Sport für viele eben keine Priorität hat. Natürlich wäre es toll, wenn wir alle einen Personal Trainer hätten, der mit uns sportelt und an unserer Ernährung arbeitet. Aber ist nicht auch schon jeder andere kleine Schritt ein Schritt in die richtige Richtung?
Richtiges Training, falsches Training?
Im Talk wird dann viel über „richtiges“ und „falsches“ Training diskutiert. Wichtig sei es, die großen Muskeln zu trainieren und vor allem auch die Beweglichkeit zu verbessern, sagt Emanuele. Also: Beine trainieren und eben nicht die Dehnung vergessen. Seine Empfehlung sind Kniebeugen – aber richtig!
Wir verbringen einen Großteil unseres Alltags in sitzender Position, sagt Emanuele. Selbst wenn wir schlafen, rollen wir uns zusammen und ziehen die Beine an. Damit nehmen wir selbst in der Nacht eine Position ein, die unsere Haltung schwächt. Im Alltag nutzten wir lediglich 10 bis 20 Prozent von dem, was unsere Gelenke eigentlich können. Die Folge: Verkürzte Muskulatur. Dagegen müssen wir arbeiten, wenn wir fit bleiben (oder werden) wollen.
Das Publikum stellt Fragen, ob Kurse im Fitness-Center oder Online-Trainings eine gute Wahl seien. Emanuele fehlt hier die allerdings die intensive Betreuung und die Kontrolle. Er betont, dass falsches Training zu Schäden an den Gelenken führen kann und dass jedes Training, das nicht durch einen Experten begleitet wird, anfällig für Fehler in der Ausführung ist.
Ja, seh ich ein. Aber bauen wir nicht zusätzliche Hürden auf, wenn wir vermeintlich einfache Lösungen als zweite Wahl abtun?
Sport ins Business: Angebote und Tun sind verschiedene Dinge
Wie schaffen wir es nun, die Fitness ins Business zu bringen? Welche Angebote können helfen, Gründer und Startups fit zu machen? Und vor allem: Wie bekommt man die Gründer dazu, die Angebote auch zu nutzen?
Der Pioneers Club bietet seinen Mitgliedern seit einiger Zeit kostengünstige Yoga-Stunden an, um die Beweglichkeit zu fördern und Arbeit, Sport und Gemeinschaft zu verbinden. Dieses Angebot wird auch angenommen, betont Christine Bunkowski vom Pioneers Club.
Aber: Sportkurse in den Firmen werden eben oft erst dann angenommen, wenn es zu spät ist. Emanuele wünscht sich, dass ein Bewusstsein für Bewegung und gesunde Ernährung schon im Kindesalter geschaffen werden sollte. Absolut. Aber was ist mit den Gründern von heute?
Ich denke, es geht nicht um fehlende Angebote, sondern ums Umdenken. Wer wirklich etwas verändern möchte, der wird auch passende Angebote finden. Diesen Weg muss man aber erst einmal gehen! Eine Möglichkeit ist sicher, sich einen Personal Trainer zu suchen. Der kostet Geld und man arbeitet eng zusammen. Das schafft Verbindlichkeit. Nur was ist mit denen, die (noch) nicht an diesem Punkt sind?
Klein anfangen
Auch über die ganz konkreten ersten Schritte sprechen Emanuele und Sebastian. Business und Aktivität verbinden heißt nämlich, seine Zeit bewusst einzusetzen. Hier sind wir also wieder beim Mindset, denn das ist eben der erste Schritt. Bewusst arbeiten, bewusst leben und sich bewusst bewegen.
Wer dann einen Teil seiner Arbeitseinheiten im Stehen verbringt, Treppe statt Aufzug nutzt und ab und zu einen kleinen Spaziergang macht, anstatt seine Mittagspause im Sitzen zu verbringen, hat schon viel geschafft. Klar, davon bekommt man keinen Waschbrettbauch, aber es ist ein erster Schritt.
Bei der Ernährung ist es genau das gleiche: Man muss nicht gleich alles über den Haufen werfen, sondern in kleinen Schritten gehen (vielleicht könnte man die gerade angefangene Fastenzeit für einen Start nutzen?). Am besten mit anderen gemeinsam. Darauf bauen übrigens auch wir von Startups Bielefeld.
Entwickle dein Mindset
Wir beschäftigen uns damit, wie Gründer und Startups das richtige Mindset entwickeln, um langfristig ihre Ziele zu erreichen. Wir sind überzeugt davon, dass das eben nicht nur heißt, zu lernen, wie man ein Business aufbaut und wächst.
Gründen heißt auch, sich Gedanken zu machen, wie man leben will. Wie sollen Arbeit und Leben für uns aussehen? Was ist eigentlich dieses Konstrukt „Work-Life-Balance“? Und wie möchte ich ganz persönlich mit meiner Zeit umgehen? Heißt: Welche Themen und Einstellungen haben für mich Priorität?
Wir bei Startups Bielefeld wollen Gründen, Arbeiten und Netzwerken zusammenbringen mit Freizeit, Sport und Lernen. Das ist die Basis unserer „Legeren Treffen“, die wir in diesem Jahr verstärkt aufbauen wollen. Interessiert? Alle konkreten Termine verbreiten wir über unseren Eventkalender und unsere Facebook-Seite 😉