Rückblick Founders Talk mit Florian

Mitte August war Florian zu Gast beim Founders Talk im Pioneers Club. Sein Thema: „Bootstrapping – finanziell unabhängig mit 30“. Alleine das zog schon viele Interessierte in die Location, die dann auch aus allen Nähten platzte (ich war früh genug da und konnte sitzen). Aber das, was dann einleitend angekündigt wurde, war noch viel besser. Florian versprach nämlich, er werde aus dem Nähkästchen plaudern: „brühwarm aus meinen letzten sieben Jahren“. Das tat er dann auch, indem er seinen Vortrag mit Beispielen aus seinen eigenen Startups unterfütterte. Schließlich hatten wir einen Abend voll mit Wissen, Tipps, Erfahrung und vielen diversen Themen und Fragen, die angeschnitten, erläutert und auch angeregt diskutiert wurden.

 

Bootstrapping – warum eigentlich?

Bootstrapping bezeichnet eine Unternehmensgründung, die komplett ohne Fremdkapital auskommt. Damit das funktioniert, muss man sich über seine Finanzen im Klaren sein. Welche Fixkosten hat man, wie viel braucht man zum Leben? Rechnet man sich diesen individuellen Bedarf mit dem spitzen Bleistift aus, weiß man auch wie viel man verdienen muss beziehungsweise wie viel Geld man zur Verfügung haben muss. Das Ergebnis: Ein positives Mindset. Eine bessere Verhandlungsposition. Frei denken und handeln. Finanziell unabhängig werden.

Bootstrapping bedeutet, einen Taschenrechner benutzen zu können.

Diese Denkweise hat natürlich auch bei Florian eine Geschichte. Gut ausgebildet, studiert und in einem gut bezahlten Job wurde er trotzdem nicht glücklich. Als seine Schmerzgrenze endgültig erreicht war, kündigte er seinen Job – natürlich nicht ohne vorher auszurechnen, wie lange er zum damaligen Zeitpunkt finanziell unabhängig sein würde. Eine sparsame Lebensführung gekoppelt an ein komfortables finanzielles Polster hieß dann für ihn: Gut 46 Monate tun und lassen, was er wollte. 46 Monate frei denken und handeln.

Herausforderungen: Den Job kündigen

Florians Tipps für ein entspanntes Kündigen setzten vor allem auf der Mindset-Ebene an. Denn eine (eventuell einschneidende) Entscheidung zu treffen heißt auch, sich mit dem zu befassen, was man verliert. Und es bedeutet, sich mit den Glaubenssätzen auseinanderzusetzen, die einen vielleicht bislang daran gehindert haben. Da sind zum Beispiel die Eltern, die uns gern in sicheren Jobs sehen. Die es gut mit uns meinen, wenn sie sagen „Kind, keine Risiken eingehen“. Indem man diese Denkweise umkehrt, fokussiert man wieder auf das, was kommt. Das eigentliche Ziel. Mit der richtigen Perspektive fällt es leichter, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn du also weißt, wo du morgen hin läufst, kannst du genau die Dinge tun, die du dafür brauchst. Für Florian hieß das: Gründen.

Thema Ängste: Wie du damit umgehst

Gleichzeitig ist eine Kündigung auch ein Schritt raus aus der Komfortzone. Da kommen zwangsläufig Ängste auf, die uns an unseren Plänen hindern oder uns bremsen können. Damit sie nicht Überhand nehmen, empfiehlt Florian, es ihm nachzumachen und einfach mal mit dem spitzen Bleistift zu rechnen. Wie viel Geld brauchst du, um deine Existenzkosten zu decken? Welche Ausgaben stehen an, welche lassen sich vielleicht minimieren? Worüber musst du dir wirklich Gedanken machen, damit dich Existenzängste nicht ausbremsen? Bei einer entsprechend sparsamen Lebensweise kommst du vielleicht gerade zu Beginn besser und entspannter zurecht.

Die zweite große Angst vor einer Kündigung und/oder einer Gründung ist dann die Angst vor dem Scheitern. Was machst du, wenn es schief geht? Florians Tipp an dieser Stelle: Einfach mal schauen, welche Ressourcen da sind. Sich klar machen, was man alles kann. Das geht ganz konkret, wenn man sich seinen Lebenslauf anschaut. Da steht ja schwarz auf weiß, was wir alles auf dem Kasten haben. Und letztlich gibt es doch auch noch immer die Option „zurück in den alten Job“. Als Notfallplan sicher eine Option, obwohl wir gerade diese Situation ja verlassen wollten. Genau dieses „weg von“ kann aber auch eine gute Motivation sein, es erst recht zu schaffen.

Mit diesen Ausgangsüberlegungen, der richtigen Perspektive und einem offenen, positiven Umgang mit den eigenen Ängsten lässt es sich dann auch entsprechend entspannt kündigen und gründen. So war es jedenfalls bei Florian, wie er uns anschaulich und unterhaltsam erzählte.

 

Bootstrapping: Die Umsetzung im Startup

Das Bootstrapping-Mindset im Startup anzuwenden, bedeutet dann letztlich auch, sich über die Existenzkosten der Gründer und Mitgründer klar zu werden. Denn damit jeder entspannt arbeiten kann, müssen die Existenzängste schließlich in Schach gehalten werden. Wie viel braucht der Einzelne, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können? Das fängt bei der Miete an, geht über Versicherungen und Lebensmittel bis zu den Beiträgen für Xing oder das Fitness-Studio. Dazu kommen natürlich die Kosten für das Startup selbst. Rechnet man auch hier genau den Bedarf aus, weiß man, wie hoch die Einnahmen sein müssen.

Du musst wissen, wer dein Mitgründer ist. Das fängt im Privaten an.

Ein Startup Businessplan könne dann auch zu verschiedenen Zeitpunkten der Gründung unterschiedlich aussehen. Die Grundidee passt auf einen Bierdeckel, mit einer einfachen Excel-Tabelle können die Finanzen eines Startups erfasst werden und erst zu einem späteren Zeitpunkt braucht es die Premium-Ausgabe oder spezielle Tools. Es geht also erst einmal darum, genau zu wissen, was gebraucht wird. Feintuning ist der zweite Schritt.

 

Fazit: Entrepreneur werden

Ein Leben als Entrepreneur bedeutet in Florians Augen, sich klar zu machen, was man will und womit man zufrieden ist. Weißt du, welche Dinge du zum leben brauchst, dann weißt du auch, wie hoch dein Gehalt sein muss. Mit einer sparsamen Lebensführung und einem entsprechenden Mindset bist du leichter beziehungsweise länger finanziell unabhängig. Und das wiederum bedeutet, frei denken und handeln zu können.

Meine persönlichen Learnings

  • Schau genau hin, was du kannst und wie du deine Talente einsetzen möchtest.
  • Es ist gar nicht uncool, ein Haushaltsbuch zu führen.
  • Zu wissen, was man braucht und will, ist die Basis, um das auch nach außen zu kommunizieren.
  • Mit einer sparsamen Lebensführung und einem angemessenen Stundensatz kann es reichen, vier Tage pro Woche zu arbeiten.
  • Es wird immer wieder Phasen geben, in denen es anstrengend ist, aber es wird auch wieder besser!
  • Es gibt keine Abkürzungen.

 

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