Startup Weekend Bielefeld: So war 2017
Was für ein Wochenende! Schon zum zweiten Mal bin ich überrascht, wie viele Dinge in so kurzer Zeit passieren und vor allem, wie viel Ideen und Energie in diesem Format steckt. Und auch, wenn das Startup Weekend 2017 jetzt schon ein paar Wochen zurückliegt, lohnt es sich, dieses Event noch einmal Revue passieren zu lassen.
Wie der Start des Startup Weekend 2017 war, habe ich ja bereits erzählt. Aber einen Rundum-Blick gab es bis jetzt nur im persönlichen Gespräch mit uns. Denn was einige vielleicht unterschätzen, ist der Aufwand, der in diesem Event steckt. Daher ist es nicht nur eine Geschichte über ein tolles Event, sondern auch über Startups Bielefeld. Und es ist eine Geschichte darüber, dass man eben nicht alles planen kann.
Die (vorläufigen) Teams beim Startup Weekend Bielefeld 2017
Nach dem Warmup und der Pitching-Session bildeten sich am Freitagabend sechs Teams. Metrics Watch beschäftigte sich mit einem System, das Fehler in der Software-Entwicklung vermeiden soll. Die Mitglieder von Team Pee Nice (zu dem Zeitpunkt noch Good Shit) wollten durch ein ausgeklügeltes Bewertungssystem die Sauberkeit öffentlicher Toiletten verbessern. Team Choon arbeitete an einer App, die täglich besondere Musikempfehlungen vorstellt: „Musiker und Zuhörer glücklich machen“. LIFE LIKE wollte sich das Wochenende mit neuronalen Netzen und Bilderkennung beschäftigen. Das Team KRYPTO24 hatte sich vorgenommen, das Thema Bitcoins einer breiten Masse zugänglich zu machen; das Ziel: ein einfaches Krypto-Sparkonto für jedermann. Und Team CRQM wollte ein System entwickeln, das Rettungseinsätze bzw. -maßnahmen effizienter und sicherer macht.
Ich gebe zu: Die Beschreibung der Ideen ist sehr verkürzt und auch nur aus meiner Laienperspektive dargestellt. Das Startup Weekend ist eben ein geschützter Raum – wenn du Genaueres über die Ideen wissen willst, musst du dich an die Teilnehmer wenden oder aber abwarten, bis die Ideen verwirklicht und öffentlich sind 🙂
Die erste Nacht: Arbeit bis in den Morgen
Aber zurück zum Event. Das Teambuilding war gar nicht mal so leicht und es dauerte seine Zeit, bis jeder sein Team gefunden hatte: Einige kamen nicht auf die erforderliche Anzahl an Teammitgliedern und rekrutierten spontan noch Teilnehmer. Andere starteten direkt in die Arbeitsphase und richteten sich ihre Arbeitsplätze für den Rest des Wochenendes ein. Wieder andere machten einen groben Plan und beschlossen, erst am Samstag so richtig durchzustarten. Nach der anfänglichen Aufbruchstimmung kehrte irgendwann Ruhe ein. Nur ein Team wollte so gar nicht nach Hause: Bei KRYPTO24 wurde die ganze Nacht gearbeitet.

Die Teams gingen am Freitagabend an die Arbeit. Noch sahen die Arbeitsplätze fast kahl aus – das sollte sich ändern
Orga- und Helfer-Team räumten auf und organisierten noch letzte Dinge für den weiteren Verlauf des Wochenendes. Es ist ja immer etwas zu tun. Und wenn es „nur“ das WLAN ist, das immer wieder ruft, weil es nicht so will wie wir. Das Startup Weekend fand in diesem Jahr in der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, der ehemaligen Stadtbibliothek Bielefeld, statt. Dadurch war das Arbeiten der Teams in diesem Jahr offener und alles fand sozusagen „nebeneinander“ statt. Wir finden das super und eine Verbesserung zum Ratsgymnasium, in dem die erste Ausgabe des Startup Weekend stattfand.
Samstag: Unterstützung durch die Coaches
Der Samstag startete etwas verhalten, entwickelte sich dann aber zu einem sehr produktiven Tag. Die Nachfrage nach Kaffee und auch der Konsum steigerten sich im Laufe des Tages. Einigen Teams konnte man die vergangene lange Nacht ansehen. Und auch beim Orga- und Helferteam war die Start-Anspannung ein bisschen gewichen, der Müdigkeitspegel erhöht. Aber: Die Vorfreude (aufs Finale) und die Neugier, was noch alles passieren würde, waren ungebrochen. Bei den Teilnehmern wuchs zusätzlich noch der Druck, denn der Termin für die finalen Präsentationen rückte immer näher.
Weil die Ideen sich mittlerweile schon mehr als entwickelt hatten, kamen die Coaches am Samstagmittag sehr passend. Wir hatten in diesem Jahr wieder ein tolles Team aus Coaches zusammenbekommen, das sich Samstagmittag vorstellte und dann von den Teams in Anspruch genommen werden konnte: Judith Gördes zu allen Fragen rund um die Themen Personal und Recruiting, Thomas Lang als Experte für alle rechtliche Fragen beim Gründen, Marthe-Victoria Lorenz mit viel Know-how rund um Startups und Crowdfunding, Christian Brandhorst als Allrounder zu allen Themen rund ums Gründen, Christian Bleeker als Experte für alle Fragen rund um das Thema Vertrieb, Kim Kreutz zu allen Fragen zu Design/Corporate Design sowie Jonathan Maycock zu den Themen Produktentwicklung, Investment und Strategie.
Arbeit bis spät in die Nacht
So wurden Denkanstöße verteilt, Feedback eingeholt und Ideen verfeinert oder in eine andere Richtung gelenkt. Denn oftmals tauchen bei der Arbeit Probleme auf, die Anpassungen erfordern. In einigen Fällen konnte ein Gespräch mit den Coaches den nötigen Input geben, sodass das jeweilige Team sein Konzept noch einmal anpasste.
Die Teams waren auch unterwegs in Sachen Marktforschung und entwickelten Ideen, um ihre Geschäftsidee zu validieren. Sogar in der Event-Location selbst wurden kurzerhand die Toiletten mit einem Bewertungssystem versehen, weil Team Pee Nice herausfinden wollte, wie (beziehungsweise ob) wir wohl darauf reagieren. Auch an den Pitches für Sonntag wurde schon gefeilt: Am kommenden Tag würde nicht mehr viel Zeit bleiben, um die Präsentationen vorzubereiten. Die Teams waren zu großen Teilen bis spät in die Nacht hinein produktiv bei der Arbeit.
Ja, insgesamt war der Samstag geprägt von Arbeit: Man sah die Teilnehmer nur ab und zu beim Buffet, wo sie sich mit Nahrung, Koffein oder Zucker versorgten. Oder aber man sah sie, wenn man sie an ihren Arbeitsplätzen aufsuchte. Die sahen übrigens mittlerweile richtig nach Arbeit aus: Planung, Verpflegung und ein bisschen persönliches Flair hatten sich eingeschlichen. Und überall das Business Model Canvas. Ein Arbeitsplatz aber blieb leider leer: Im Laufe des Tages wurde klar, dass Team CRQM nicht weiter an seiner Idee arbeiten würde. Während der Arbeit und in Gesprächen ergaben sich Probleme, die letztlich zur Auflösung des Teams führten. Schade war es, aber umso schöner, dass wir die Teammitglieder am Sonntag beim Finale wiedersahen.
Sonntag: Krankheit, Ausfälle und irre gute Pitches
Die Hiobsbotschaften rissen leider auch im weiteren Verlauf des Startup Weekend nicht ab: Am Sonntag erfuhren wir, dass Team LIFE-LIKE nicht pitchen würde. Der Teilnehmer, der sich auf den Pitch vorbereitet hatte, war krank geworden und in der Kürze der Zeit schien kein Ersatz mehr möglich zu sein. Diese Entwicklung fanden wir echt schade, einerseits für das Team, andererseits für unser Finale – aber wir werden bestimmt noch von LIFE-LIKE hören.
Für den Finaltag hieß das: 4 Pitches. Die Teams waren bis kurz vor Beginn des Finales noch mit ihren Präsentationen beschäftigt und das zahlte sich aus: Alle Pitches waren unglaublich gut und unterhaltsam. Nicht nur das Publikum und die Jury waren beeindruckt, sondern auch die jeweiligen „Konkurrenten“ aus den anderen Teams. Gepitcht wurde in der Reihenfolge 1. Metrics Watch, 2. Pee Nice, 3. Choon und 4. KRYPTO24.
Die Pitches: Außerordentlich gut und unterhaltsam
Team „Metrics Watch“ stellte den Zuschauern zunächst sein System für die intelligente Analyse von Software-Entwicklung vor, mit dem Fehler frühzeitig erkannt werden können. Das Team punktete auch, weil es bereits einen ersten Kunden gewinnen konnte.
Unter dem Motto „Nie mehr Scheiße bauen“ stellte Team „Pee Nice“ seine Idee vor. Man wolle künftig Festivalbesucher vor die Wahl stellen: Neben den verdreckten Dixi-Klos soll es eine garantiert saubere Alternative geben. Dafür müssen Nutzer 3 Euro zahlen. Sie können die sauberen Toiletten jedoch zu einem vergünstigten Preis nutzen, wenn sie bereit sind, einen QR-Code zu scannen und die Toilette (und somit den vorherigen Nutzer) zu bewerten. Interessenten für die Idee waren bereits gefunden und Erweiterungsmöglichkeiten des Modells ausgearbeitet.
Team „Choon – a tune a day“ präsentierte seine App, die dem Musikinteressierten jeden Tag einen Song ausführlich und persönlich vorstellen soll. Den Künstlern soll der Hauptanteil an den Einnahmen zukommen. So wollen die Gründer sowohl die Musiker als auch die Hörer glücklich machen.
Team KRYPTO24 schließlich präsentierte ein Konzept, das einen einfachen Zugang zu dem komplexen Thema Bitcoins liefern soll. Jeder soll hier investieren können, denn das Team garantierte einen „kinderleichten Einstieg“ ins Bitcoin-Geschäft für Digital Natives.
Schwere Entscheidung für die Jury
Die Pitches hatten auch deswegen eine hohe Relevanz und Qualität, weil sie außergewöhnliche Maßnahmen beinhalteten: Metrics Watch erzählte uns von den Sorgen und Nöten der Entwickler, Pee Nice feuerte über den gesamten Pitch Salven an Fäkal-Anspielungen ab („Kein Scheiß – heute ist Welttoilettentag“, „Wir machen das große Geschäft“), Choon konterte mit politischem Engagement: „Gebt die Musik zurück zu den Künstlern!“ und KRYPTO24 machte ein hochkomplexes Thema „kinderleicht“. So war es für die Jury, in diesem Jahr bestehend aus Alexandra Prenzler, Dominik Gross und Tobias Himmerich dann auch gar nicht so leicht, einen Sieger zu küren.
Doch einen musste es ja treffen: Am Schluss gewann Team Pee Nice kurz vor KRYPTO24 auf Platz zwei und Choon auf Platz drei, den vierten Platz belegte Team Metrics Watch. Der Abend klang bei Getränken, Snacks vom Buffet und Netzwerken aus. Wir finden: Ein voller Erfolg. Nichtsdestotrotz haben wir uns Feedback eingeholt, um zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Denn wir wollen ja nicht nur für uns, sondern vor allem für die Teilnehmer ein Event schaffen, das Spaß macht, bei dem man lernt und umsetzt. Und bei dem eine unglaubliche Atmosphäre herrscht – auch wenn im Laufe der Veranstaltung alle immer müder werden.
Danke an alle Teilnehmer und Besucher, an die Coaches und Jury-Mitglieder. Natürlich auch an die Helfer vorab und die, die unser Event geteilt, gelikt und empfohlen haben. Danke an das Orga-Team und auch an das großartige Helfer-Team – Wir haben das echt gut gemacht. Oder, in moderneren Worten: Wir haben das gerockt.
Nachklang
Was die Teams über den Event hinaus aus den Projekten machen, ist noch unklar. Aber der Grundstein ist gelegt. Und das Ziel von Startups Bielefeld ist definitiv erreicht: Wieder ein Stück mehr Gründergeist nach Bielefeld zu holen.
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